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IM AUF UND AB DER GEFÜHLE. Mit Hormonyoga zu psychischer Stabilität und hormonellem Gleichgewicht

 

Dr. Anand Martina Seitz, August 2019

 

„Jede Frau ist Gottes manifestierte Kraft; Respekt und Verehrung sind etwas, das ihr gegebenes Recht ist, das ihr natürlicherweise zusteht; ihre Ehre, ihr Adel und ihre Unbesiegbarkeit, wenn sie ihre rechtmäßige Macht und Majestät als Shakti in Anspruch nimmt.
JEDE FRAU IST EINE GÖTTIN!“

 

Das alltägliche hormonelle Ungleichgewicht

Drüsen sind die Wächter unserer Gesundheit – aber vor allem unserer Gefühle. Jede Frau weiß, wie sich das Auf und Ab im Monatszyklus emotional auswirkt, nicht zu reden von den massiven hormonellen Umbrüchen von der Pubertät bis zu den Wechseljahren. Dazwischen gibt es Menstruationsbeschwerden, Zyklusunregelmäßigkeiten, PMS, Phasen sexueller Unlust, unerfüllten Kinderwunsch und viele andere Leiden, die – von der Migräne bis zur Depression – mit den Hormonen in Verbindung gebracht werden. Eine Studie in einer englischen Nervenklinik beispielsweise führt die Erkrankungen von mehr als 75% der weiblichen Patienten auf gravierende Hormonmangelwerte zurück, die nicht auf die klassischen Psychopharmaka ansprechen. Frauen sind kontinuierlich durch die kleinen und großen hormonellen Veränderungen herausgefordert, die den Status Quo in Frage stellen. Sie müssen lernen, diese Lebenswirklichkeit konstruktiv zur Entwicklung der eigenen Potentiale zu nutzen und die eigene Intuition und Sensibilität in ihren Dienst zu stellen; das setzt inneren Halt, Stabilität und vor allem ein starkes Drüsen- und Nervensystem voraus.

 

„Dein Benehmen wird nicht von dir kontrolliert. Es hängt von deinem Drüsensystem ab. Dein Geist kann jedes Mal ausflippen, wenn in deinem Blut in ein Drüsenungleichgewicht herrscht.“

 

Mit Hormonyoga zur hormonellen Balance

Hormonyoga-Sets und Meditationen aus dem Kundalini Yoga können gezielt über die Chakrenaktivierung und eine verbesserte Durchblutung und Pranaversorgung bestimmte Drüsen stimulieren, z.B. die Eierstöcke, die Nebennieren oder die Schilddrüse. Gerade im Bereich des Sakralchakras, der Hüften und im Becken, also im Bereich der direkten Produktion der Geschlechtshormone, können akkumulierter Stress und Anspannung aufgelöst werden, die die Funktionsfähigkeit der Keimdrüsen blockieren. Zusammen mit einer Aktivierung der übergeordneten Zentren, vor allem Hypothalamus und Hypophyse, kann das Drüsensystem angeregt werden, hormonelle Ungleichgewichte oder eine generell nachlassende Produktion von Sexualhormonen auszugleichen, die Menstruations- oder Wechseljahrbeschwerden, PMS, Potenzstörungen oder Fruchtbarkeitsprobleme verursachen.

Allerdings muss die hormonelle Situation vorher abgeklärt werden. Manche Situation verlangen bei nachlassender Hormonproduktion, beispielsweise in den Wechseljahren, nach einer Aktivierung; andere, wie manche Schilddrüsenprobleme oder Tumorerkrankungen, sind eher durch die  Überfunktion spezifischer Hormone oder Immunreaktionen gekennzeichnet und brauchen eher eine Entschleunigung und Beruhigung des Systems über den Parasympatikus.

Die körperliche Wirkung der Sets auf das Hormonsystem wird durch die Nervenstärkung und den gezielten Abbau psychischer Belastungen ergänzt, vor allem über speziell ausgesuchte Meditationen, die dem jeweiligen physischen oder seelischen Problem Rechnung tragen.

Die Hormonyogasets aus dem Kundalini Yoga und überhaupt die ganzheitliche Arbeit mit Kriyas zielen eher darauf ab, die Drüsen als Gesamtsystem zu unterstützen, um es in die Lage zu versetzen, Disharmonien selbsttätig wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Damit wird eine zu einseitige Stimulierung spezieller Hormone vermieden, die riskieren würde, neue Ungleichgewichte zu produzieren – die Hormonyogaübungen nach Dinah Rodrigues bewirken beispielsweise eine durchschnittliche Steigerung der Östradiolproduktion um 254 %. Durch die Verbindung dynamischer Asanas mit Pranayama und Dhyana  und vor allem die Integration vielzähliger rhythmischer Elemente ist das Kundalini Yoga besonders geeignet, die hormonellen Steuerungszentren im Gehirn und das autonome Nervensystem anzuregen und neu auszurichten. Ergänzt werden müssen sie durch Elemente von Stille und durch innere Freiräume, in denen die Impulse zur Entfaltung kommen können.

 

„Meditation ist eine Pflicht deinem Selbst gegenüber. Der Moment, in dem du dir deines Selbst bewusst wirst, ist der Moment, wo du für dich selbst schön wirst; denn in dem Moment, wo du dich auf dein Selbst konzentrierst, ändert sich deine Frequenz und das Universum um dich herum ändert sich ebenfalls. Das ist ein kosmisches Gesetz.“ 

 

Rhythmus, Klang und Atem für das Drüsengleichgewicht

Shaktis sind hormonelle und rhythmische Wesen. Ihr hochsensibles interaktives Drüsensystem, das über zahlreiche Rückkopplungsschlaufen arbeitet und eng mit dem Nervensystem vernetzt ist, kommuniziert über chemische Botschaften im homöopathischen Mikrogrammbereich und reagiert extrem feinfühlig auf innere und äußere Ungleichgewichte. Die Störungsanfälligkeit durch Umweltbelastungen, Toxine, alltäglichen Dauerstress und Reizüberflutung ist extrem hoch und wird durch die zunehmende Abkehr von den natürlichen Lebensrhythmen und den zyklischen Abläufen des Mondes und der Natur, die das Drüsensystem gesund erhalten, zusätzlich verstärkt.

Die Hormone reagieren aber nicht nur auf allerkleinste chemische Abweichungen, sondern auch auf eine rhythmische Beeinflussung durch Bewegung, Atmung und die besonderen Klangmuster von Mantren. Das kann genutzt werden, um den Hypothalamus, der als übergeordnete Instanz Hormon- und Nervensystem miteinander verbindet, anzuregen, die chemische Zusammensetzung im Gehirn zu verändern. Yogi Bhajan vergleicht das hochkomplexe neuro – endokrinale System, das aus der engen Zusammenarbeit von Drüsen- und Nervensystem entsteht, mit einem Orchester, in dem der Hypothalamus als „Dirigent“ entsprechende Botenstoffe ausschickt und gezielte Änderungen in den endokrinen Drüsen, aber auch im autonomen Nervensystem und insgesamt im Stoffwechsel bewirkt.

Insbesondere der Atem wird dabei zum „Taktstock des Dirigenten“; reduziert sich die Atmung beispielsweise auf weniger als vier Atemzüge pro Minute, wird die Verbindung zwischen Hypothalamus, Epiphyse und Hypophyse geöffnet, Amrit (innerer Nektar) wird freigesetzt, die Geschwindigkeit der neuronalen Verbindungen heraufgesetzt und  ein Zuwachs an Vitalität ausgelöst.

Neben dem Atem kann der Klang gezielt Hormon- und Nervensystem beeinflussen. Beim Chanten bringt die Vibration die vierundachtzig Meridianpunkte im Gaumen zum Schwingen, die dem Hypothalamus Impulse senden, die aus den Wiederholungen der Klangmuster entstehen. Sie wirken dann wie die Tasten eines Computers, die die Anweisungen zur Aussendung von Drüsensekreten und anderen chemischen Botenstoffen in alle Bereiche des Körpers und des Gehirns geben. Die Rhythmen von Atmung und Klang sind so in der Lage, die „getrennten Instrumente des Fühlens, des Bewusstseins und der Energie“ über den Hypothalamus zu koordinieren und das Drüsensystem gesund zu halten.

 

„Der Rhythmus und die Eigenschaften des Atems sowie der richtig eingesetzte Klang oder Shabd werden vom Hypothalamus wie ein Code interpretiert. Jeder Atemzug und jede Stimulation der 84 Punkte durch die Zunge ist ein Schlag des Taktstocks, der Wellen neurochemischer Botschaften freisetzt, um die Hirnanhangdrüse zu aktivieren, die wiederum alle anderen Drüsen lenkt.“ (Yogi Bhajan)

 

Akkorde des Glücks spielen und den Weg der Shakti gehen

Die Drüsen sind Instrumente für Energie und Stimmungen im ganzen Körper; Sympathikus und Parasympathikus sind Instrumente für Handlung und Entspannung. Hormonyoga in der Tradition des Kundalini Yoga stellt die Werkzeuge zur Verfügung, zum „Komponisten“ dieses hochkomplexen Systems zu werden und die Verantwortung für das eigene Geschick und die Erfüllung der Lebensträume zu übernehmen; mit Rhythmen und Klängen als kraftvollen Instrumentarien „die Noten zu verändern, Akkorde des Glücks oder der Traurigkeit zu verfassen…Crescendos oder sanfte Melodien zu spielen…“ und über ein ausgewogenes Drüsensystem Gefühle inneren Gleichgewichts und Wohlbefinden zu erzeugen.

Der Frau mit ihrem hypersensiblen Hormonsystem sind diese Techniken als kostbares Geschenk gegeben, um ihre besondere Verantwortung als Verkörperung der Adi Shakti und Trägerin der weiblichen Schöpferkraft auszufüllen. So können die Phasen hormonellen Ausnahmezustands – wie die Wechseljahre, eine besonders dankbare Phase für Hormonyoga im Kundalini Yoga - fruchtbar gemacht werden, um den Weg der Shakti und der „Weisen Frau“ zu gehen.

 

 

Der Artikel ist in der YOGA aktuell erschienen.

 

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Dr. Anand Kaur Martina Seitz leitet das ANAND NIVAS, Institut für Yoga, Beratung und Training in Bremen und Niedersachsen. Sie ist Leadtrainerin und Ausbilderin für Kundalini Yoga LehrerInnen, Managementtrainerin, spirituelle Prozessbegleiterin, Numerologin und Heilpflanzenkundige, und veröffentlichte die Bücher „Kundalini Yoga. Harmonie für Körper und Seele durch die Chakra-Energien“ und „Mit Yoga durch die Wechseljahre. Balance und Vitalität in der neuen Lebensphase“. Sie konzipierte „Zeiten des Wandels. 5 Module für Hormongleichgewicht, und Lebensglück“, als Einzelworkshops oder Fortbildung zur Hormonyogalehrerin für Yogalehrerinnen und Gesundheitsarbeiterinnen aller Traditionen. Infos und Termine unter www.AnandNivas.de, Tel. 04242 – 597159, info@AnandNivas.de.